gelesen: Sartre: Der Teufel und der liebe Gott

Ein Theaterstück von Jean-Paul Sartre: Der Teufel und der liebe Gott, Drei Akte und elf Bilder.

Das Stück spielt im 16. Jahrhundert, die Bauern lehnen sich gegen ihre Feudalherren auf, der Krieg schwelt und bricht gelegentlich aus. Soviel zur Rahmenhandlung. Es geht um Götz, einen Raubritter und Heerführer, der sich im Spannungsfeld von Gut und Böse seine Beziehungen zu den Menschen (arme und reiche) und zu Gott auslotet.

Im ersten Akt steht er mit seinem Heer vor Worms und wird vor die Entscheidung gestellt, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen oder nicht. Er will Gott trotzen, sich mit ihm messen. Vor einer anderen Entscheidung steht der Priester Heinrich, denn jede seiner Alternativen bedeutet Verrat an der anderen Seite. Typisch Sartre, möchte man meinen: der Mensch ist frei und hat immer die Wahl. Hier spielt er sehr komplizierte Dilemmata durch und läßt auch Gott mitspielen. Götz jedenfalls würfelt, ob er böse bleiben oder gut werden sollte. Er mogelt und wird gut.

Der zweite Akt zeigt dann, wie er versucht, gutes aufzubauen und dem Bösen auszuweichen, was eigentlich unmöglich ist. Es holt ihn immer wieder ein. Er will Gott zeigen, dass man trotz des Bösen in der Welt gut sein kann. Er mogelt wieder um sich die Gefolgschaft der Bauern zu sichern und versucht durch sie eine Gesellschaft, die auf der Liebe gründet, aufzubauen. Er scheitert.

Der dritte Akt stellt das Gleichgewicht wieder her und gipfelt in der Einsicht, dass, selbst wenn Gott existiert, er sich nicht für Heinrich (oder sonstjemanden) interessiert: Die Menschen sind der Bezugsrahmen für jegliches Handeln. Die Dialektik bestimmt das Denken:
„Götz: Ich will ein Mensch unter Menschen sein.
Nasty: Sonst nichts?
Götz: Ich weiß, das ist am schwierigsten. Deshalb muß ich am Anfang anfangen.
Nasty: Was ist der Anfang?
Götz: Das Verbrechen. Die Menschen von heute werden als Verbrecher geboren. Ich muß meinen Anteil an ihren Verbrechen einfordern, wenn ich meinen Anteil an ihrer Liebe und ihren Tugenden haben will. Ich wollte die reine Liebe: Wie albern. Sich lieben heißt denselben Feind hassen: Ich werde mir also euren Haß zu eigen machen. Ich wollte das Gute: Wie töricht. Auf dieser Erde und in dieser Zeit sind Gut und Böse untrennbar: Ich bin bereit, böse zu sein, um gut zu werden.“

Insgesamt: Interessantes Stück, Sartre eben. Es liest sich sehr gut, sind auch nur relativ wenige Seiten 🙂