„ein-Hund-Familie“

Dieser Satz hier drunter ist schon erstaunlich. Auf beschwingte Art bringt er gleich mehrere Probleme der Bevölkerungsentwicklung (von uns Geographen liebevoll „Demographie“ genannt) zum Ausdruck:

Und wer durch die grünen Alleen mit den gepflegten Gründerzeithäusern wandert, der könnte glatt vergessen, dass nur noch in 18 Prozent der Hamburger Haushalte überhaupt Minderjährige leben, dass Deutschland eine sich selbst auslöschende Nation ist, in der die Ein-Hund-Familie den Normalfall darstellt und die zukunftslosen Alten die Politik bestimmen.

Der Artikel drumherum ist ein Grund zum Schämen. Es geht um massive Anwohnerproteste gegen Kitas in Hamburg.

Da ist von den »erheblichen Immissionen« und dem »massiven Lärm« die Rede, der von solch einer »unnatürlichen Konzentration von Kindern« ausgehe. Diese »vollkommen unerträgliche und inakzeptable Belastung« führe auf Dauer zu »Gesundheitsbeeinträchtigungen der Nachbarn«.

unglaublich! ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus!

Aber auch die schon bestehenden Kitas bringen Katrin Hesse in immerwährende Rechtfertigungsnot: Dauernd muss sie die Kleinkindeltern maßregeln, nicht mit dem Auto zu kommen und ihre Sprösslinge pünktlich abzuholen, damit die Kita vorschriftsmäßig schließen kann; sie wandert mit Versöhnungsplätzchen der Kindergartenkinder zu den Anliegern; sie kündigt Elternabende Wochen zuvor bei den Nachbarn an; sie verschickt Dankesbriefe, Beschwichtigungsschreiben, Gratulationen, Weihnachtsgrüße und Ostersträuße; sie nimmt Pakete für die Nachbarn an und versucht – über den Dienst am Kind hinaus – auf tausenderlei Weise nützlich, angenehm und gleichzeitig unauffällig zu sein. Mit dieser kräftezehrenden Charmeoffensive gelingt es ihr dann doch, die meisten Anwohner für sich und ihre Kleinkinder einzunehmen. Trotzdem kommt es vor, dass Nachbarn fordern, Katrin Hesse solle bei ihren Kitas auch im Hochsommer »Fenster und Türen geschlossen halten«; dass böse Briefe eingehen, weil im Gemeinschaftsgarten eine Schaufel liegt; oder dass jemand wegen des Kindergartens seine Miete kürzt und der Vermieter Enfantine den Verlust dann in Rechnung stellt.

(Aber es gibt immerhin auch „die gute Seite“

»Diese Gesellschaft überalterter Egomanen hat kein Recht zu überleben.« Seine Frau erzählt, sie trete jedes Mal auf den Balkon, wenn die Kleinen aus der Kita Hand in Hand, Kinderlieder singend und im Schneckentempo an ihrem Haus vorüberzögen. »Dieses Geräusch macht mir gute Laune«, sagt sie, »auch wenn es für andere bloß Soziallärm ist.«)

Hamburg ist überall. Unsere Traum-Kita kämpft sich auch Runde um Runde nicht gegen Nachbarn, sondern gegen den Stadtrat selbst, der der Meinung ist, es besteht kein Bedarf für unsere Kita, aber selbst eine Kita für 80 Kinder baut….