gelesen: Der alte König in seinem Exil
Im Buchladen, in dem ich immer ein lesenswertes Buch finde, griff ich wahllos ins Romane-Regal. Der Titel sprach mich an. Ich erwartete eine schöne Geschichte. Dass dem nicht so sein wird, verriet schon der rückseitige Umschlag – es geht um die Erinnerungen an den Vater von Arno Geiger. Arno Geiger ist ein Schriftsteller aus Wien und Wolfurt. Im Buch beschreibt er die Lebens- und Krankengeschichte seines Vaters (den er immer nur „der Vater“) nennt. Der Vater erkrankte an Demenz und stellt damit die Beziehungen aller Familienmitglieder zu ihm vor neue Herausforderungen.
Man sieht in der Erzählung die deutsch-österreichische Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchschimmern, aber auch die gesellschaftliche Wandlung – die Veränderungen von der Agrar- zur Dienstleistungsgesellschaft im Laufe eines einzigen Lebens. Daneben verknüpft Arno Geiger die Geschichte mit Gedanken über Erinnern, Vergessen, Sinn und Tod, ohne dass es aufgesetzt oder hinzugestückelt wirkt.
Für mich ist es ein gut lesbares Buch, das zeigt, wie wichtig die eigene Einstellung im Umgang mit schwierigen Situationen ist. Außerdem bestärkt es mich wieder einmal darin, das Leben nicht nur mehr zu leben, sondern auch zu reflektieren und zu selektieren.
Es ist eins der Bücher, die ich schon mehrfach gelesen habe, weil es mich so fasziniert. Nicht nur – aber auch – wegen der Thematik.
Die Thematik ist wirklich gut dargestellt – und der Vater behält seine Würde. Das finde ich gut.