gelesen: Andrea Wulf – Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

Ein Buch! Ich habe ein Buch gelesen! Von vorn bis hinten! Das habe ich schon lange nicht mehr. Zu oft habe ich zwischendurch aufgehört oder ich kam dann nicht mehr dazu und wusste auch nicht mehr, was vorher war, sodass es auch egal war, ob ich weiter las oder nicht. Das ist zwar schade, aber im Familienalltag oft so. Aber dieses Buch war anders. Ich bekam es zum 40. Geburtstag von einer ehemaligen Schulfreundin geschenkt. Wir waren beide auf dem Humboldt-Gymnasium – und eigentlich wusste ich gar nichts über die Brüder Humboldt…

Seit Anfang des Jahres hat mich das Buch nun schon begleitet. Ich war mit Alexander in Jena und Weimar bei Goethe und Schiller, in Südamerika mit Bonpland – am Orinoco und auf dem Chimborazo, in Nordamerika bei Thomas Jefferson, in Paris, London und Berlin (dort ist es kalt, regnerisch und intellektuell wenig anregend), in Russland und schließlich wieder in Berlin. Ich konnte es immer mal wieder weg legen und trotzdem ging es immer wieder weiter. Ich mochte den Stil von Andrea Wulf sehr: sie vernetzt sehr viel und springt in den Themen hin und her: eingebettet in die verschiedenen Reisen sind geschichtliche Hintergründe, Verbindungen, Gedanken von Humboldt. Die Autorin hat sehr sehr viele Quellen ausgewertet und in einen sehr gut lesbaren Roman verpackt. (Merkt man, dass ich immer noch begeistert bin?) Gegen Ende wurde es dann etwas langwierig, weil die letzten Kapitel tatsächlich „nur“ noch Weiterentwicklungen der Gedanken von Humboldt sind, besonders der Ganzheitsanspruch und der Umweltschutzgedanke. Aber auch das hat mich nicht davon abgehalten, es bis zum Ende zu lesen. Spannend fand ich noch, dass Alexander in seinen 80er Jahren jährlich etwa 3500 Briefe bekam. Was muss das für ein unglaubliches Netzwerk an Austausch und Inspiration quer über die Kontinente gewesen sein!

Und nun bin ich traurig, weil es zu Ende ist. Aber weil ich so im Flow war, habe ich mir gleich hoch motiviert drei neue Bücher gekauft … ich werde berichten, welches Schicksal sie ereilt haben wird. Vielleicht.

Das Taschenbuch hat 419 Seite plus über 130 Seiten Anhang, der im Wesentlichen aus den Quellenangaben besteht. Wenn ihr es hier bei Amazon bestellt, erhält die ZUM eine kleine Provision. (Taschenbuch) Wenn ihr es beim sozialen Buchladen bestellen wollt, erhält die ZUM nichts, aber ihr habt ein genau so gutes Gefühl beim Einkauf (Hardcover) 😉