2020 – das war‘s

Vor einigen Jahren (2018, 2017, 2016, 2015, 2015, 2013, 2013, 2012) habe ich regelmäßig Jahresrückblicke geschrieben. Ich versuche das mal wieder aufzunehmen. Ricarda schrieb auch einen und ich fühlte mich motiviert.

Der Anfang

Das Jahr begann für mich mit rumsitzen. Ich wollte am Freitag, den 13.12.2019 die Tür zum Klassentrakt 2 öffnen. Wie sich später heraus stellte, war dort mal eine Außenlampe befestigt, deren Stromkabel nie abgeklemmt wurde und von dem niemand mehr etwas wusste. Eine Schraube der Tür bohrte sich langsam in das Kabel und just an dem Tag, als ich zu meinem Unterricht wollte und die Tür aufschwang, blieb ich daran hängen, 230V rasten zwei mal durch meinen Körper, ich wurde bewusstlos und fiel hin. Irgendwie hatte ich mir dabei eine Mittelfußfraktur zugegezogen. Ich kann mich nicht erinnern. Jedenfalls begann ich also das Jahr mit – nach Aussage meiner Kinder – einem Mondschuh und rumsitzen. Und weil ich so viel rumsitzen musste, hatte ich auch Zeit (die ich sonst nie habe!), das Jahr und ein paar Ausflüge, Urlaube, Kurztripps, etc. voraus zu planen und zu buchen. HAHA! Das mache ich nie wieder! Dieses Jahr hat mich eines Besseren belehrt. Mitte Januar durfte ich erst wieder in die Schule gehen (ja, ich drängelte etwas beim Arzt…) und Ende Januar wurde ich den Schuh los.

Projekt „unverpackt“ an den Start gebracht: ich habe eine Großbestellung Gewürze im Sonnentor-Shop getätigt und vorher rumgefragt, wer sich beteiligt. Viele machten mit und so sparten wir Transport- und Verpackungskosten. Nebenbei entspannen sich auch viele gute Gespräche. Leider kam dann Corona dazwischen und lenkte meine Energie um.

Knapp zwei Monate später kam der Lockdown. Eine ver-rückte Zeit. K3&4 hatten noch genau eine gemeinsame Freundin, die regelmäßig zu Besuch kam, ansonsten vermieden wir Kontakte. K1&2 vermissten ihre Freunde und insbesondere mit K2 kämpfte ich mich durch den Fernunterricht. Nach 9 Wochen hatte er die erste Videokonferenz – da waren K1 und ich schon „Profis“ … Der Spagat zwischen all diesen Rollen, die ich in dieser Zeit auszufüllen hatte, war enorm und sehr kraftraubend. Auch die Tatsache, dass ich nie allein war, stresste mich sehr. Irgendwann hatten wir uns rein organisiert und es wurde alles etwas entspannter. K3&4 freuten sich über jeden Kindi-freien Tag. Sie brauchten zwar oft einen Streitschlichter, heckten aber auch viel Unsinn gemeinsam aus. Ich hatte den Kopf wieder etwas freier für Aktionen, z.B. zwei Kollegiumsfotos mit vielen masked Teachers, Nebenbei machte ich mir viele Gedanken um das Jahrbuch der Schule, welches in diesem Schuljahr zum ersten Mal erscheinen sollte und für das ich verantwortlich war. Ebenso nebenbei passierte einiges bei der ZUM… das ZUMPad war regelmäßig down, ich bekam insbesondere montags einige unverschämte Mails und bei der H5P-Installation stellte sich heraus, dass Lehrer:innen, die neu in Digitalien waren, teilweise keinerlei Sensibilität fürs Urheberrecht besitzen. Für die ZUM habe ich schon einen Jahresrückblick geschrieben, der in den nächsten Tagen an die Mitglieder verschickt wird.

Die Mitte

Im zunehmenden Frühling und im Sommer waren wir so unglaublich viel draußen / im Garten wie noch nie. Während ich draußen die Zwerge beaufsichtigte, las ich die Biographie über Alexander von Humboldt, schrieb echte Briefe, schöpfte Papier, etc. Im Mai legte ich mir ein IPhone SE zu, was bei den Top Five der Neu-Anschaffungen dieses Jahr den zweiten Platz belegt. Dadurch entstanden wieder mehr und auch bessere Fotos, weil vorher a) mein Smartphone dazu nicht in der Lage war und ich b) nicht immer die große Kamera mitschleppen wollte…

In den Pfingstferien waren wir zum ersten Mal wieder weiter weg als nur zu Hause: wir fuhren nach Ravensburg. Vorher lange hin und her überlegt, waren wir hinterher sehr froh, dass wir gefahren sind. Es tat uns allen so gut! Und in unserer Ferienwohnung auf einem Bauernhof hatten wir keinen Kontakt zur Außenwelt. Auch für die Ausflüge brauchten wir keine anderen Menschen – alles konnte (und musste) vorher gebucht werden, sodass auch klar war, dass wir niemandem zu Nahe kamen. Nach den Pfingstferien kam der Wechselunterricht wochenweise und wir alle stellten fest, wie wichtig echte Begegnungen sind. Das Schuljahr endete für mich dann mit dem Kraftakt des Jahrbuchs. 3 Kreuze im Kalender, als es endlich fix und fertig war.

Der Sommer brachte uns traditionell unseren Geburtstagsmarathon (K4, K2, K1) – dieses Jahr alle ohne größere Feiern, was alles etwas entspannte. Lediglich K2 lud zu einer Zocker-Nacht, bereitete dafür aber alles selbstständig vor. Mit seinem Geburtstag bekam dann auch das zweite Kind in diesem Haushalt sein eigenes Smartphone – und das ist das eigentliche Thema, was dieses Jahr bestimmte. Regeln, Aushandeln, Nachjustieren, Enttäuschung, Grenzen austesten, etc. Eltern von Teenagern wissen, wovon ich spreche.

Den Sommer nutzten wir auch für einige Verwandten-Besuche, fuhren zu viert nach Sachsen, später alle zusammen nach Aachen. Das Highlight für K3&4 war der Dinopark in Kleinwelka, meins war die Kulturinsel Einsiedel, für K1 war es die Erfahrung eines Dreiländerecks. Für uns alle waren tolle Erlebnisse dabei: das Übernachten in der Burg (Jugendherberge Bautzen), das Baden in der Blauen Adria mit spontaner Anreise von K3s Patenonkel und der Besuch bei unseren Omas (also meiner und der von den Kindern- macht vier Generationen), die wir nun schon so lange nicht mehr gesehen haben.

Der Sommer ging und mit ihm auch die etwas aufkeimende Leichtigkeit. Wir zogen uns wieder mehr zurück, gingen in die Schule und sonst nirgendwohin. Ich legte noch ein paar Geocaches, sodass Cacher aus der Umgebung nun genügend Gründe für eine Tour in unsere kleine Stadt haben.

Finale

Das Ende des Jahres bestimmte #rockdennovember und mein Philosophinnenkurs, den ich jeden Montag sehr genoss und der im Januar eine Fortsetzung findet. Ich nähte 48 und füllte insgesamt 96 Adventskalenderbeutelchen. Ich war für 4 Tage allein in Quarantäne, weil ich eine rote Warnung in der Corona-App hatte (Test war negativ), was sich für mich fast wie Urlaub anfühlte, besonders für K4 (und für den Mann, der alles managen musste, was wir uns sonst teilen) aber sehr anstrengend war. Seit September wurden alle Aktivitäten abgesagt – vom Laternenumzug bis zum Nähcamp. Immerhin das ZUM-Mitgliedertreffen fand online statt, ich nahm auch am digitalen #WildcampenBW2020 teil (über das ich noch bloggen muss) und lernte Scrum kennen. Wir versuchten das beste aus der ganzen Situation zu machen. Erst recht als sich abzeichnete, dass wir Weihnachten „allein“* feiern würden. Am 1. Dezember zog bei uns ein Wichtel ein, den K3 sofort in sein Herz schloss und K4 am liebsten zum ausziehen bewogen hätte. Mit vereinten Kräften von uns vier großen wurde er umgestimmt – alle wichtelten ein wenig mit 😉 So war täglich ein wenig mehr Zauber in der Luft. Der zweite Lockdown bescherte mir und K1 einen täglichen Spaziergang durch die Felder und Wälder der Umgebung. Deshalb landeten auch meine Wanderschuhe auf Platz 1 der besten Neuanschaffungen dieses Jahr.

*“allein“ K2 so: stimmt es, dass wir Weihnachten ganz alleine sein werden? – Ich: ja, so allein wie man halt in einer Großfamilie ist….

Auf dem Plan für dieses Jahr steht noch die Fertigstellung eines Artikels: eine Unterrichtsreihe zur normativen Orientierung im Netz, die ich bis 1.1. abgeben muss. K1&2 werden über Silvester bei ihrem Vater verbringen. Auch diese Besuche waren dieses Jahr sehr spärlich und jedes Mal wohl überlegt. Das Abwägen zwischen verschiedenen Gütern bestimmte generell viele Gedanken. Ethik ist plötzlich auch im gesellschaftlichen Diskus wichtig geworden.

Die weiteren Plätze meiner Top Five sind übrigens meine AirPods, meine Tastatur mit Hülle fürs IPad und auf Platz 5 etabliert sich seit einer Woche mein vom Weihnachtsmann geschenktes Fitnessarmband. 10 000 Schritte sind kein Problem für mich an einem normalen Lockdown-Tag. Ich bin gespannt, was es an Schultagen aufzeichnet… (das war`s auch mit größeren Anschaffungen, deshalb wäre eine Top10-Liste gar nicht möglich gewesen ;))

Statistik

(das ergänze ich evtl. noch)

  • ich war 4x Blut spenden
  • ich schrieb 750 Tweets
  • ich schrieb 73 Blogposts im anderen Blog (u.a. fast jede Woche einen Wochenrückblick)
  • ich schrieb 8 Blogposts hier
  • ich schrieb 15 Blogposts im ZUM-Blog
  • ich schloss ein Abo bei Canva, bei der ZEIT und eins bei Katapult ab
  • gelesene Bücher: 4 (Alexander von Humboldt, Hannah Arendt – Graphic Novel, Mein Name ist Greta / bei Raus aus der Mental Load-Falle und Maya Göppels Einladung habe ich mehr als die Hälfte jeweils geschafft, deshalb zähle ich das als eins ;), dazu zahlreiche Kinderbücher), Exit Racism nicht gelesen, sondern bei Spotify gehört (und in Auszügen nochmal nachgelesen), in „noch 30 Minuten, dann ist aber Schluss“ reingelesen
  • Filme: keinen im Kino, erinnern kann ich mich an „Paula“ über Paula Modersohn-Becker in der ARD-Mediathek
  • Themen des Jahres: Rassismus, Frauen-Rollen, Nachhaltigkeit, Smartphone-Nutzung bei Teenagern, Fernunterricht, Digitalisierung von Schule, Jahrbuch,

Das Jahr stand für mich unter dem Motto: alles ist möglich. Ich bin überrascht, WIE VIEL möglich ist – und wieviel dann auch wieder nicht. Ich bleibe aber bei meiner positiven Formulierung.


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