#wildcampenBW25

Ein schönes Wochenende im Mai fuhren wir in den Nordschwarzwald – Bad Wildbad lockte zum Barcamp „Wildcampen“ – Bildung in wilden Zeiten. Die allgemeine Dokumentation fand über eine TaskCard statt. Es gab wieder spannende Sessions, bei denen man sich nicht so richtig entscheiden konnte – vieles war wieder parallel. Die Stimmung glich einem gemeinsamen Riesen-Workshop und war wieder vergleichbar wie 2017, als ich das erste Mal dort war. Diesmal waren sehr viel mehr Kinder und auch die Angebote für Kinder waren gigantisch: einerseits gab es eine super Kinderbetreuung, andererseits boten viele Kinder auch eigene Sessions an, sodass sie ihre eigene Lernumgebung schufen – fern ab vom schulischen, formalisierten Lernen. Eine sehr schöne Erfahrung für Kinder.

Freitag

Das Barcamp begann am Freitagabend mit einem Vortrag von Myrle Dziak-Mahler über Bildung in wilden Zeiten. Ich nehme verschiedene Gedanken mit, unter anderem die Change-Kurve und die Erkenntnis, dass sich in einem Kollegium die Kolleg*innen an unterschiedlichen Stellen und Schleifen befinden (was tatsächlich für mich in meinem Kopf vieles erklärt).

Samstag

Mich beschäftigte die Frage, wie ich Schülerinnen und Schülern recht anschaulich zeigen kann, dass generative KI / LLM Fehler machen, dass wahrscheinlich nicht gleich wahr ist. Dazu bot ich eine Session an. Wir sammelten Prompts, die in vielen Fällen (aktuell) zu Fehlern führen, was auch Lernende schnell durchschauen. Darauf aufbauend ist die Frage, warum es bei komplexeren Fragen anders sein sollte. Wir kamen zu folgenden Ergebnissen:

konkrete Prompts, die in vielen Fälle zu Fehlern führen

  • Nenne mir 3 Früchte die nicht mit e oder o enden.
  • Nenne mir 3 Früchte, die ein H im Namen enthalten.
  • Angenommen, Garados kämpft gegen den Todesstern. Wer gewinnt? („Friedenszwang“ & teilweise falsche Attacken-Zuordnung)
  • Logikrätsel  (Maria hat 3 Brüder. Jeder Bruder hat 2 Schwestern. Wieviele Schwestern hat Maria? – dazu das Baumdiagramm von ChatGPT 4.0)
  • Nenne Wörter mit 5 Buchstaben.
  • Nenne Gemüsesorten mit 6 Buchstaben.
  • konkrete Zeichenanzahl für einen Text vorgeben.
  • Gib mir Tiernamen mit 7 Buchstaben.
  • Fasse das Märchen „Der Prinz mit dem blauen Schuhlöffel“ zusammen. (eigene Ideen für Farben und Accessoirs verwenden – es muss ein Märchen sein, was es nicht gibt)

Weitere Ideen: Als Schüler*in muss ich das Ergebnis beurteilen können (konkrete Beispiele für verschiedene Fächer finden); Verstehen, wie KI funktioniert – https://www.soekia.ch/GPT/ ; Kontrolle, ob KI-generierter Text, u.a. mit https://www.zerogpt.com/; Hilfe bei Entscheidungsfindung –> „Basierend auf unseren bisherigen Chats: Beschreibe mich“; KI will mir gefallen, welche Prompts muss ich verwenden, um eine neutrale Antwort zu bekommen?

Ansonsten war ich am Samstag in folgenden Sessions:

  • Sketchnotes mit Wibke – ich bekam Anregungen für gute Stifte, die fast von allein 😉 schöne Plakate malen
  • SOL, Materialien, Strukturen – ich stieß wieder auf das Problem, dass es eine Plattform braucht, auf der Kolleg*innen Material und Ideen sammeln und teilen können. Am besten schon als Lerngang und in verschiedenen Niveaustufen. Genau das machen wir ja auf ZUM-Unterrichten, aber scheinbar ist der Wiki- und OER-Gedanke nicht ganz so zündend.
  • critical thinking und KI – Das muss ich noch etwas sortieren, ich habe auch den Anfang verpasst. Ich nehme auf alle Fälle mit, dass ich als Philosophie/Ethiklehrerin schon vom Fach und seinen fachspezifischen Kompetenzen her um einiges weiter bin als andere. Darüber habe ich mir vorher keine Gedanken gemacht. Das schloss dann sehr schön an den Vortrag vom Vorabend an.
  • Verschwörungstheorien und Rassismus in Jugend-Subkulturen – Ich nehme mit, dass Kinder und Jugendliche den Dialog, manchmal auch einen Spiegel brauchen. Oder Leitplanken aus Werten. Denn: weitergedacht aus der Session: nach und außerhalb der Schule ist man dann oft in seiner Echokammer, wo einem wahrscheinlich weniger wertebasierte / demokratische Orientierung geboten wird. Außerdem werde ich in den Podcast „Denksport“ reinhören.
    Dann ging es auch schon zum Abendessen und anschließend zum Fußball-Schauen. Letzteres bot für mich die Chance, diesen Blogpost anzufangen.

Sonntag

Am Sonntag wollte ich eigentlich andere dazu animieren, ihre Ideen aus dem Wochenende direkt als OER zu teilen – wir hätten das ganz niedrigschwellig in einem ZUMPad gesammelt und dann überlegt, wo wir das in ZUM-Unterrichten einbauen können. Aber: wie schon erwähnt, OER zündet nicht. Das finde ich irre schade, weil es so viele Potentiale bietet, die wahrscheinlich einige der angesprochenen Probleme lösen könnte.
Dafür waren sehr viele KI-Themen und ich besuchte dann auch eine, die die Öffentlichkeitsarbeit mit KI erleichtern will. Das hat mich nicht überzeugt, weil ich ja recht schnell schreibe / formuliere und ich den Chatbot zu sehr viel füttern müsste um ein adäquates Ergebnis zu bekommen. In der Zeit habe ich das 3x selber geschrieben. Außerdem ist meine Presseaufgabe scheinbar anders zugeschnitten als bei anderen und die Kolleg*innen sind sehr flexibel mit ihren Exkursionen & Ausflügen, sodass mir ein Redaktionsplan vom Anfang des Schuljahres rein gar nichts nützt. Aber: aus der Session nehme ich einige Anregungen zur Prozessoptimierung und den Begriff Gantt-Chart mit. Ich habe das schon öfter verwendet und erstellt, aber scheinbar nie korrekt benannt. Genauso nehme ich das Konzept sozial-emotionales Lernen mit, für das ich nun auch den richtigen Begriff kenne.

Insgesamt war es für mich ein sehr bereicherndes und inspirierendes Wochenende. Ich habe gemerkt, dass sich auch Kind 3&4 in solch einer Umgebung gut ein und zurecht finden.

Das war mein 15. Barcamp.

Ein weiterer #wildcampenBW25 – Bericht von SEagent / Gratian Riter.