Einen philosophischen Essay schreiben, Teil 1 mit Matrix

Wie in den Vorbemerkungen beschrieben: ich fand es bisher immer etwas unzufriedenstellend, dass die geschriebenen Essays nicht die philosophischen Grundlagen aus dem Unterricht mit einbezogen haben oder es sehr hingebogen wurde. Deshalb habe ich in diesem Schuljahr einen anderen Weg beschritten. Dabei soll auch der Beobachtung Rechnung getragen werden, dass ein Text Zeit und mehrere Schleifen braucht um zu reifen. Matrix ist dabei im doppelten Sinne zu verstehen.

Ausgehend vom Film Matrix (ja, der von 1999) habe ich mehrere Fragen formuliert und diese (vorerst gedanklich) verschiedenen Philosophen zugeordnet, die im nachfolgenden Unterricht besprochen werden (Bildungsplan BW)

  • Cypher: „Unwissenheit ist manchmal ein Segen.“ Sollte man immer alles wissen wollen? (Sokrates)
  • Rote oder blaue Pille? Ist unsere Welt eine Illusion? Können wir unserer Wahrnehmung vertrauen? Wie sähe eine perfekte Welt aus? (Hume)
  • (die ersten Szenen mit Neo/Trinity): Sollte man eher den Gefühlen oder dem Denken trauen? (Hume)
  • (Neo rettet Morpheus) Wer darf Gewalt ausüben? (Hobbes)
  • Neo im Zwiespalt: Morpheus retten oder in Sicherheit bleiben? Wie entscheidet man, etwas zu tun? (Bentham)

Direkt im Anschluss an das Filmschauen haben sich die Schülerinnen und Schüler Notizen zu mehreren/allen Fragen auf einem A3-Blatt gemacht. Danach wurde dieses in den Hefter gepackt und der Durchgang durch das Thema „Moralbegründungen“ begann. Im Verlauf habe ich immer mal wieder auf die Fragen Bezug genommen. Man könnte auch einzelne Fallbeispiele, die man bei den Philosophen bespricht konkret auf den Film und die Fragen beziehen. Das habe ich dieses Mal noch nicht gemacht. Am Ende der Unterrichtsreihe wurden die Philosophen den Fragen zugeordnet und das Essayschreiben mit Hilfe eines Methodenblattes (siehe unten, Seite 1) eingeführt. Danach schrieben die Schüler*innen ihre erste Version runter. Im Anschluss erfolgten die üblichen Feedbackschleifen, diesmal zunächst mit KI (dazu in Teil 2), später als Peer-Feedback und als Feedback von mir.

Der Zeitumfang ist dabei ähnlich wie bei vorherigen Varianten. Der Planungsaufwand ist allerdings sehr hoch, weil immer wieder eine Einzelstunde oder auch mal eine Doppelstunde zwischendrin eingeplant werden musste. Dabei fehlte immer mal wieder das eine oder andere Blatt und die Schüler*innen mussten wieder aufs Essayschreiben fokussiert werden. Aus meiner Sicht lohnt sich allerdings dieser Aufwand.

Hier folgt mein Methodenblatt, welches ich in den letzten Jahren immer wieder überarbeitet und verändert habe. Die Bausteine dafür waren ursprünglich in den in den Vorbemerkungen genannten Quellen, allerdings inzwischen sehr stark angepasst auf meine Kurse. Auf Vorderseite steht das Vorgehen und was einen Essay zu einem philosophischen macht sowie die Bewertungskriterien. Auf der Rückseite ist nun die versprochene zweite Matrix, die sowohl für die eigene Einschätzung als auch als Peerfeedback als auch Feedback von mir genutzt wird. Entsprechend dem Growth Mindset habe ich keine traurigen Smilies verwendet, sondern das Bild der Wurzel, die sich entfaltet, verwendet. Diese Matrix ist an das Material der E&U angelehnt, stark vereinfacht.