Ethische Fallanalyse

Eine ethische Fallanalyse ist ein systematischer Ansatz zur Untersuchung moralischer Dilemmata. Sie ermöglicht es uns, komplexe ethische Fragen zu entwirren und fundierte Urteile zu fällen. „Auf diese Weise können Schülerinnen und Schüler an einzelnen Fallbeispielen aus verschiedene Bereichen (Medizinethik, Technikethik, Medienethik usw.) die Kernkompetenz des Ethikunterrichts, ethisches Argumentieren und Urteilen schulen, erwerben und reflektieren.“ (Quelle) Deshalb werden sie im Ethikunterricht schrittweise komplexer werdend in allen Klassenstufen durchgeführt.

In den letzten Wochen habe ich in mehreren Klassenstufen verschiedene Varianten durchprobiert: in der Klassenstufe 7 arbeitete ich mit einzelnen Bestandteilen der Fallanalyse: Wer ist betroffen? Welche Optionen gibt es? Was spricht für bzw. gegen die verschiedenen Optionen? Welches ethische Problem steckt dahinter? Alles mit sehr hohem Lebensweltbezug und eng geführt. Wir haben dabei u.a. Cybermobbing und Eintagsküken thematisiert.

In der Klassenstufe 9 habe ich die komplexere Methode eingeführt, mit Hilfe dieser interaktiven Übung, bei der ich noch mehr Links / Beispiele verstecken und hinzufügen kann. Darin sind die verschiedenen Schritte zum anklicken beschrieben. Die Inhalte sind auf dem Landesbildungsserver BW als offene Bildungsressource (OER) verfügbar. Am Beispiel der Abtreibung habe ich die Methode neu eingeführt, da diese Gruppe bisher keinen Ethikunterricht hatte. Alternativ wäre aber auch Sterbehilfe, Themen der Umweltethik oder die Frage nach dem gerechten Lohn für gleiche Arbeit möglich gewesen.

In der Oberstufe kommt dann die moralphilosophische Begründung dazu: Pflicht-, Folgen- Verantwortungsethik. Für diese Klassenstufe habe ich ein Methodenblatt (wie auch schon fürs Essayschreiben) erstellt. Dort ist zwar auch die Schrittfolge drin, aber eben auch noch der Hinweis auf die Analyse nach verschiedenen ethischen Positionen.

Am Ende der Oberstufe, wenn alle Positionen hinreichend bekannt sind, nutzte ich den Themenbereich der Angewandten Ethik um einen Überblick über das gesamte Feld zu geben und die Schüler*innen Fragen bzw. Thesen selbst zu stellen. Die Gruppen zu je 3-5 Schüler*innen konnten sich das Thema anschließend aus der Fülle der Fragen wählen. Auch die Aufbereitungsweise konnte frei gewählt werden. Mir war wichtig, dass die Ergebnisse am Ende für sich selbst stehen können und die anderen sie sich in einer Art Galeriegang im eigenen Tempo erschließen konnten. Am beliebtesten waren übrigens Podcasts von ca. 12 Min Länge, gefolgt von Foliensätzen. Die Schwierigkeit dabei war oft, dass eine recht allgemeine Frage an einem konkreten Beispiel behandelt werden musste, um sich tiefgründig genug mit einem Thema auseinandersetzen zu können. Beispiele waren dabei unter anderem die Frage, ob Whistleblowertum bestraft werden sollte (am Bsp. Julian Assange) oder ob man die persönliche Freiheit zu Gunsten des Umweltschutzes einschränken darf. Beispielsweise war bei diesem Beispiel die Gruppe auf der allgemeinen Ebene dafür, beim konkreten Beispiel von einer für Autos gesperrten Innenstadt war es dann schon differenzierter.

Sowohl die interaktive Übung als auch das Arbeitsblatt sind ebenfalls als OER verfügbar auf ZUM-Unterrichten 🙂 Und: falls die Fallanalyse als Dilemmadiskussionsrunde mit verschiedenen Rollen durchgeführt wird, eignen sich diese Rollenkarten ganz gut.