Der Raum unterrichtet mit, Teil 2
Der Raum unterrichtet mit! Das ist eigentlich selbstverständlich – und trotzdem schenkt man dem Raum kaum Beachtung. Es muss kein Fachraum sein, aber gerade für das Fach Ethik/Philosophie ist der Raum ein wichtiger Faktor, der eine angenehme Gesprächs- und Denkatmosphäre schafft oder eben nicht. Der Raum oder auch nur eine Ecke kann inspirieren, Gedanken weiterführen, Fragen stellen und noch so viel mehr.
Im ersten Teil ging es um – kostenlose – Materialien und Ideen, die einen Ethikraum strukturieren und verschönern können. Im 2. Teil geht es nun um Dinge, für die man Geld und/oder Zeit investieren muss. Ich muss zugeben, dass ich vieles selbst gekauft habe, weil es sowohl für die Kinder als auch für mich Arbeits- und Lebensraum ist – und ich habe in den letzten Jahren fast meinen kompletten Unterricht in diesem Raum. In einer idealen Welt erhielten Lehrkräfte, die es wollen, ein Budget um einen Raum passend einzurichten. Ich habe aber oft auch auf Dinge zurück gegriffen, die wenig Geld kosten oder die woanders aussortiert wurden. (Bei TikTok, Instagram und Pinterest gibt es mehrere Hashtags z.B. #classroommakeover, die zeigen, dass man da noch sehr viel mehr übertreiben kann…)
Sitzordnung. Beginnen wir mit der Sitzordnung. Ich möchte dazu nur ein paar Gedankenanstöße geben. Ich wechsle zwischen doppeltem E (mit Zwischengängen) und Gruppentischen. Mir ist es einerseits wichtig, dass die Lernenden sich gegenseitig sehen, wenn sie miteinander sprechen und sich gegenseitig zuhören (und nicht nur mit mir reden). Andererseits sollen sie auch gemeinsam arbeiten. Deshalb also ein ständiger Wechsel. Mit beidem bin ich regelmäßig unzufrieden und stelle um. (Kompliziert wird es, wenn auch noch andere im Raum unterrichten).
Pflanzen. Ebenfalls kein Ethikraum-Thema, aber trotzdem wichtig für die Atmosphäre im Raum. Ich habe oft Pflanzen zu Hause über Ableger vermehrt oder große, die nirgendwo mehr rein passten, übernommen. Größere Blumentöpfe und (torffreie) Erde kosten, gelegentlich findet man Töpfe in Verschenkekisten. Inzwischen habe ich schon direkt auf dem Fensterbrett Ableger wurzeln lassen, eingepflanzt und „zum Mitnehmen“ bereit gestellt.
Aufbewahrung. Material braucht Ordnung. Früher habe ich das Material zu Hause gehortet. Aber warum? Ich habe kein Arbeitszimmer und sehe es auch nicht ein, einen extra Raum für schulisches Material bereit zu stellen. Material, was ich öfter benötige, laminiere ich und ordne es in Briefboxen mit halbwegs logischer Beschriftung ein, sodass es auch die Kolleginnen nutzen können. Im Raum gab es schon einen Schrank, ich habe ein drei-teiliges Regal (ähnlich wie Ivar) ergänzt. Außerdem habe ich ein 2×2 Kallax in den Raum integriert, das ebenfalls Material enthält.
Zeitschriften. Ich habe zu Hause u.a. ein Abo des Philosophie Magazines (früher auch Hohe Luft), die Hefte stelle ich aber in die Schule ins Regal (digital ist es auf meinem Ipad). Gut, um mal rein zu schauen und auch um ein Vortrags-Thema (GFS) zu finden. Auch meine Abohefte des Katapult-Magazins sowie des Atmo-Magazins finden ihren Weg ins Regal des Ethikraums. Die Plakate des Katapult-Knickers eignen sich oft sehr gut um sie im Raum aufzuhängen.



Inspiration. Ich habe vier verschiedene Umblätter-Spiele (wie ist der korrekte Name dafür?), die von unterschiedlichen Schüler*innen neu geblättert werden. Durch die vielen verschiedenen Möglichkeiten gibt es eine Art offenen Dialog – und immer auch einen kleinen Einblick, welche Fragen/Themen gerade aktuell sind. Außerdem suche ich für jedes Jahr einen schönen Wochenkalender mit Sprüchen oder Fragen. Diese kaufe ich immer erst Anfang Januar, wenn Kalender schon reduziert sind. Meist findet sich trotzdem ein passender. Außerdem habe ich verschiedene philosophische Fragen-Karten und Zitate-Kartenspiele im Regal. Wenn jemand ein Essay-Thema sucht, gebe ich eine Zufalls-Karte raus.

Wohlfühlen. Tee, Wasserkocher, Tassen. Oft nehme ich Tassen, die ich geschenkt bekam (ich habe zu Hause einen „nur handgetöpferte Tassen-Spleen“) oder ich kaufe welche bei Action oder Depot – denn, machen wir uns nichts vor: es gehen ab und zu Tassen kaputt. Ich kaufe auch regelmäßig Tee – Früchte- und Kräutertee – nach. Ich mache das gern, denn es bedient Grundbedürfnisse. Die Schüler*innen fühlen sich willkommen, trinken ausreichend und sie sind auch offener und gesprächiger.
Punkte. Ich liebe Punkte. Diese Punkte am Fenster geben einerseits den Vögeln das Signal, dass es sich um eine Glasscheibe handelt. Vorher hatte ich öfter mal welche, die dagegen gekracht sind. Andererseits zaubern sie ein tolles Licht und Muster in den Raum.
Ausblick. Momentan denke ich auf „immer an den Tischen sitzen“ herum. Ich überlege, auch in der weiterführenden Schule, auch in Fachräumen, die Strenge dahingehend etwas aufzuweichen und andere Sitzgelegenheiten anzubieten. Ich habe schon Ideen. Fürs Lernen ist ein Ortswechsel, ein Sitzplatzwechsel und auch ein Nachbarwechsel sinnvoll. Nach ein wenig Ausprobieren wird das wohl dann Teil 3 werden.

