Edublogparade: Tipps für die zweite Phase der Lehrkräfteausbildung

Vorbemerkungen

Ich habe diese Frage in die Runde der #Edublogger gegeben, weil ich konkret für Ethik danach gefragt wurde. Aber: so viele Lehrkräfte es gibt, so viele Antworten gibt es auch. Deshalb fände ich es spannend, weitere Meinungen dazu zu lesen und ich bin gespannt, wer die Frage mit aufnimmt.

2007 in Leipzig
2007 in Leipzig

Mein eigenes Referendariat liegt schon einige Jahre zurück und dauerte von 2004 bis 2009, ich war an einem Gymnasium und im Seminar in Leizpig (ich wollte eigentlich in Dresden bleiben – aber das ging damals nicht). Es dauerte eigentlich „nur“ zwei Jahre, aber ich war direkt zu Beginn und zwischendrin nochmal mit insgesamt zwei Kindern drei Jahre in Elternzeit. Dadurch habe ich mehrere Fachleiter*innen und auch Mentorinnen erlebt. Im Rückblick war es eine sehr stressige, anstrengende Zeit. Andererseits wurde ich auch erst im Referendariat sicher, dass es genau der richtige Beruf für mich ist.

In diesem Beitrag geht es nun um ein paar allgemeine Tipps, ein wenig Rückenstärken, aber auch konkrete Tipps für die Fächergruppe Ethik/Philosophie – alles ist trotzdem subjektiv. Bitte behalte das beim Lesen im Hinterkopf.

Vernetzung

Der größte Tipp ist relativ banal: Vernetzung. Vernetzung mit anderen Lehrkräften in der Ausbildung, im Praxissemester, an der eigenen Schule, in den eigenen Fächern an anderen Schulen – analog und/oder digital. Es gibt inzwischen so viel Material online oder Menschen, die es teilen, dass es reine Verschwendung wäre, nicht darauf zurück zu greifen. Letztlich geht es darum, in der praktischen Phase seinen persönlichen Weg zu finden – beispielsweise bei der Organisation, bei der Lehrerpersönlichkeit, bei der Haltung und dem daraus folgenden Menschenbild, beim Layout von Arbeitsblättern, wie man beim Aufgabenstellungen formulieren vorgeht, etc. Da ist es unerlässlich, Inspiration von anderen zu sammeln. Deshalb habe ich meinen Referendar*innen und Praktikant*innen auch immer empfohlen, in anderen Fächern zu hospitieren, denn letzlich können auch dort wertvolle Impulse lauern.

Online bieten viele sozialen Netzwerke ein „Lehrkräftezimmer“: #InstaLZ, #BlueLZ, #FediLZ. Für Ethik/Philosophie hat sich #PhiloEdu und #PhilEdu etabliert. Für Ethik gibt es außerdem eine Facebook-Gruppe (incl. Dropbox) und eine WA-Gruppe („Materialmaschine“, schreibt mir bei Interesse, info@frauschuetze.de).

Organisatorisches

Lehrkräftekalender: Ich nutze seit 4 Schuljahren den digitalen Lehrkräftekalender von Paperless-Life. Damit komme ich sehr gut zurecht. In diesem Schuljahr bin ich mit dem Unterichtsplaner gestartet, statt meiner Evernote-Notizbücher. So habe ich AB und Planung in einem. Allerdings bin ich noch nicht sicher, ob das so optimal ist. Mal sehen. Als ich noch einen analogen Planer hatte, habe ich erst diesen hier von FLVG genutzt, dann mehrere Jahre ein Bullet Journal, dann bin ich zur digitalen Variante gewechselt.

organisatorische Fragen: Am Anfang braucht man unglaublich viele Informationen. Andreas Kalt hat eine Liste mit Fragen zusammen gestellt um an die wesentlichen Informationen zu gelangen. Der Beitrag ist zwar schon 15 Jahre alt, aber immer noch super hilfreich. Bob Blume hat auch viele hilfreiche Infos zum Referendariat in seinem Blog gesammelt.

Unterricht von anderen anschauen: nutze jede Gelegenheit, den Unterricht von anderen anzuschauen. Wie oben schon beschrieben, hat jede*r im Laufe der Zeit, seinen eigenen Stil entwickelt. Schau dir beispielsweise fünf verschiedene Einstiege an, fünf verschiedene Gesprächsmethoden, fünf verschiedene Varianten des Classroom-Managements – frage hinterher unbedingt immer nach, warum etwas so gemacht wird und welche anderen Varianten verworfen wurden. Denn spätestens in der Prüfungsstunde musst du ebenfalls solche Gedanken verbalisieren (besser noch vorher immer mal zum Reflektieren nutzen). Schaue dir verschiedene Methoden und Medien an, wie man unterschiedliche Ziele umsetzen kann (frage die geplanten Ziele nach!), damit du dir ein Repertoire im Kopf oder auch in echt notiert zulegen kannst um sie später selber auszuprobieren.

eigenen Unterricht planen: die große Herausforderung! Wenn es möglich ist, sprich mit deinem Mentor / deiner Mentorin ab, dass du am Anfang nur eine Phase planst – ihr besprecht enge Vorgaben (inhaltlich und zeitlich, evtl. methodisch) und du kannst dich wirklich erstmal darauf konzentrieren, wie du diese umsetzt. Du musst das Rad in den ersten Wochen nicht neu erfinden! Die verschiedenen Modelle zur Unterrichtsplanung sowie verschiedene Unterrichtsmethoden lernst du spätestens am Seminar – probiere unbedingt mehrere aus und vergleiche, welche dir gut gelingen und welche nicht so. Auch die Lerngruppen reagieren unterschiedlich auf die verschiedenen Methoden & Medien. Auch das gilt es systematisch auszuprobieren.

Gehe bei der Planung unbedingt vom Ziel aus – was willst du mit der Stunde erreichen? Erst danach kommen Methoden und Medien. Schreibe dir am Anfang unbedingt konkrete vorformulierte Sätze für Überleitungen auf.

Wenn du eigenverantworlichen Unterricht planst, versuche von Anfang an eine Reihenplanung zu machen. So musst du nicht von Stunde zu Stunde planen und es entlastet dich. Für die Lehrprobenzeiträume müssen sowieso Reihenplanungen erstellt werden – das ist dann schonmal eine gute Übung. Ich habe im ZUM-Unterrichten angefangen, ein paar Reihen (teilweise incl. Arbeitsmaterialien) anzulegen. Bisher vorhanden sind Immanuel Kant, Gewalt, Altern und Tod, Glück (Oberstufe).

Ethik/Philosophie – Material vorher kaufen?

Mit der Beschaffung von Material würde ich abwarten, was an der Schule vorhanden ist. Es gibt für Ethik/Philosophie folgende Zeitschriften (Schlagwort-/Autor*innen-/Titel-Recherche über Deletaphi –> super hilfreich!):

  • Praxis Philosophie/Ethik – sehr konkret einsetzbare Unterrichtssequenzen mit Materialien
  • Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik – gute wissenschaftliche Artikel, sehr hilfreich für Sachanalysen, einige wenige konkret einsetzbare Unterrichtseinheiten, gute Rezensionen von didaktischer und weiterführender Literatur
  • Ethik und Unterricht – Bausteine (Unterrichtsstunden, -einheiten), die weitläufig ein Thema umkreisen. Der Einstiegsartikel ist auch gleichzeitig oft ein guter Hintergrundartikel (–> Sachanalyse).

Dazu gibt es noch das Philosophie Magazin, Agora 42, der Blaue Reiter sowie die Raabits-Materialien. (Habe ich eine übersehen?) An vielen Schulen und/oder in der Seminarbücherei gibt es einen Teil als Abos.

Die Materialien und Zeitschriften blättere ich immer mal durch und hole mir Inspiration, insbesondere wie etwas umgesetzt wird. Ich könnte mich aber nicht für eine entscheiden um genau diese eine zu empfehlen – jede ist auf ihre Art hilfreich (und manchmal auch überhaupt nicht). Das Philosophie Magazin habe ich analog und im digitalen Abo. Die gedruckte Zeitschrift stelle ich in den Ethikraum in der Schule. Die Hefte gebe ich gelegentlich für Essay- oder GFS-Themen raus. Die digitale Suchfunktion in der App finde ich sehr hilfreich, so finde ich leicht Texte für Klausuren oder auch für die Unterrichtsmaterialien.

Ansonsten finde ich die Materialien von Michael Wittschier ganz hilfreich. Besonders das Buch zu den Nachrichten finde ich hilfreich und eine sehr gute Inspirationsquelle, gerade für Anfänger*innen. Außerdem, ebenfalls von Michael Wittschier, die Bücher Textschlüssel Philosophie und Gesprächsschlüssel Philosophie finde ich sehr gelungen.

Vor Beginn des Referendariats würde ich einen Blick in den Bildungsplan / Lehrplan /… werfen, ob ich mit den Themen was anfangen kann, nicht im Detail, aber im Groben – oft ist das Studium nicht ganz so praxisorientiert. Wenn ich merke, dass ich zwar viel Spezialwissen hätte, mir aber die grundlegenden Zusammenhänge fehlen, würde ich mir ein Oberstufenbuch kaufen diese Open-Access-Buch hier runterladen und das mal quer lesen.

Fazit

Bitte spare dir Kurse und Literatur im Vorfeld, die schnelles Glück im Ref versprechen. Investiere diese Zeit und das Geld lieber in ein analoges und/oder digitales Netzwerk, das dich inspiriert, dir Materialideen liefert und dich in stressigen Zeiten stärkt und wertschätzt. Außerdem würde ich mir vorher überlegen, wie ich das gefundene Material, die ganzen guten Ideen, etc. ablege, ordne, sortiere, damit ich sie bei passender Gelegenheit wieder finde. Ich nutze Devon Think.

Weitere Blogposts zu diesem Thema sammle ich hier. Mal sehen, ob sich noch jemand an das umfangreiche Thema ransetzt. Eine Übersicht über die bisherigen Themen und Blogposts dieses Jahr (2025) gibts hier.