Audiofeedback

Durch einen Blogpost bin ich vor einigen Jahren bereits auf die Idee von Audiofeedback gekommen. Ich habe das inzwischen schon einige Male durchgeführt und möchte hier über meinen Arbeitsablauf, meine Lernprozesse damit und Schüler*innenmeinungen sowie meine Konsequenzen daraus beschreiben und zur Diskussion einladen.

Arbeitsablauf

Los geht’s: ich korrigiere die Klausuren, mache die üblichen Korrekturzeichen an den Rand und notiere mir auf einem, manchmal auch zwei oder drei Klebezetteln in sehr kurzen (und nur für mich lesbaren) Stichpunkten ein paar Anhaltspunkte fürs Feedback.

Wenn ich einen Klassensatz fertig korrigiert habe, gehe ich die Klausuren erneut durch, überfliege sie nochmal, zähle die Punkte zusammen und ermittle damit die Note. Das ist auch der Zeitpunkt für meine Audiofeedbackaufnahme. Ich nutze die App HyFee. Auf der Webseite sind noch viele andere Einsatzmöglichkeiten beschrieben. Ich zeige hier meinen Weg. Mein geschätzter ZUM-Kollege Andreas Kalt hat dazu bereits auch schon ein Anleitungsvideo erstellt, was ich hier drunter einbinde.

Ich lege mir die Klausur, mein Erwartungsbild und mein Handy bereit. Ich nutze ein Headset mit Mikrofon, damit man die Aufnahme gut versteht. Ich starte also die Aufnahme und quassele los. Dabei gehe ich von Aufgabe zu Aufgabe, bespreche meine Erwartungen und was gut war bzw. gefehlt hat. Außerdem versuche ich immer den Meta-Blick mit einzubeziehen. Wenn mir bei der Sprache etwas besonders aufgefallen ist (sowohl negativ als auch positiv), dann spreche ich das auch noch an. Während der Aufnahme ziehe ich meine Klebezettel wieder ab und klebe sie übereinander auf meinem Schreibtisch (ich hoffe immer, dass ich keinen vergesse). Wenn ich kurz blättern oder nachdenken muss, kann ich die Aufnahme unterbrechen. Den Abschluss bildet ein Tipp für die nächste Klausur und dann „das war’s. tschüß!“. Bei der letzten Klausur sprach ich jeweils zwischen 5 und 10 Minuten.

Anschließend speichere ich die Aufnahme (ich höre sie mir nicht nochmal an!) und lade sie in unsere Schul-Nextcloud hoch. Das kann man sehr gut und einfach einstellen. Dann speichere ich den QR-Code. Ich öffne die Starpany-App und drucke den QR-Code auf Sticker-Papier und klebe ihn auf die Klausur. Dieser letzte Schritt (ab Speicherung der Aufnahme) dauert maximal 5 Minuten pro Klausur.

Learnings

Was ich inzwischen gelernt habe: Ich muss mich wirklich begrenzen bei den Korrekturzeichen am Rand. Ich bin am Anfang zweigleisig gefahren – das dauert doppelt so lange. Also: nur noch ein Ohr oder einen Blitz an den Rand – und alles weitere audio. (Sprachliche Fehler, also Rechtschreibung, Ausdruck, Grammatik, etc. streiche ich selbstverständlich mit den üblichen Korrekturzeichen an). Insofern dauert die reine Korrektur tatsächlich weniger lang, weil ich mir nicht überlegen muss, was ich in aller gebotenen Kürze (denn Aufsätze am Rand liest natürlich niemand) dran schreibe.

Feedback zum Feedback / Konsequenzen

Für meine aktuellen Ethikkurse der 11. Klasse habe ich nach der ersten Ethikklausur ein Audiofeedback eingesprochen, hauptsächlich deshalb, weil viele von Religion zu Ethik gewechselt sind und ich so die Möglichkeit hatte, individueller Rückmeldung und ein paar Tipps zum aktuellen Stand zu geben. Es sind ja doch zwei grundlegend unterschiedliche Fächer. Im Anschluss daran habe ich einen Fragebogen ausgegeben um ein „Feedback zum Feedback“ einzuholen. Dabei haben nicht alle alles angekreuzt, aber ich denke ein paar Rückschlüsse sind möglich. Hier die Ergebnisse:

Falls nein, warum nicht? vergessen (mehrfach), kein Interesse am Verstehen der Note, Inutition reicht (1x), nichts davon gewusst (1x)

Außerdem hatte ich noch gefragt, ob es technische Probleme gab, sich das Audiofeedback anzuhören. Und es gab die Möglichkeit, frei Kommentare noch los zu werden:

  • habe es mit 1,25facher Geschwindigkeit gehört. 
  • sehr gute Idee gute Idee, weil man oft nicht versteht, was man falsch gemacht hat
  • 5min perfekte Länge für ein gutes Feedback
  • Danke für die Mühe 🙂

Für mich ist daraus ersichtlich, dass es die meisten angehört haben. Einige haben sich auch die von Mitschüler*innen angehört. 😉 Das ging meinen Schüler*innen aus, sie haben also andere ihren QR-Code scannen lassen.

Ich werde ab jetzt auf meine Klausuren ein Ankreuz-Kästchen machen mit einem Satz, beispielsweise „ich wünsche mir ein Audiofeedback zur Klausur“. Nur wenn das angekreuzt ist, erstelle ich es. Für jene, die es nicht als hilfreich empfinden, muss ich mir die Arbeit also nicht machen.

Das Audiofeedback wurde aber insgesamt als nützlich empfunden. Ich weiß aber auch, dass ich die einzige Lehrerin meiner Schule bin, die sowas macht. Einige Kolleg*innen besprechen Klausuren individuell auf dem Gang nach. Was mich zur letzten Frage bringt:

Warum eigentlich Audiofeedback?

Erstens: ich habe das bei dieser nebenstehenden Klausur hauptsächlich gemacht, weil es die für viele die erste Ethikklausur war. Dazu wollte ich sehr gezielt Rückmeldung geben.

Ich habe für mich festgestellt, dass ich bei der Klausurkorrektur gern mit dem Schüler bzw. der Schülerin in Dialog treten würde. Dabei geht es sowohl um inhaltliche Aspekte als auch um Herangehens- und Vorgehensweisen, also beispielsweise wie eine Argumentation aufgebaut ist, welche Begründungen oder Beispiele besonders schlüssig und sinnvoll gewählt sind (und welche nicht) – und warum. Das kommt bei einem „Log“ am Rand (das steht für Logikfehler) natürlich komplett zu kurz. Ich sehe solche Klausuren aber als Teil des Lernprozesses. Also muss die Rückmeldung auch die Möglichkeit beinhalten, aus den Fehlern zu lernen und diese beim nächsten Mal zu vermeiden. Da ich meist nur eine Doppelstunde pro Woche habe, kann ich keine Zeit für Nachbesprechungen auf dem Gang abgeben. Außerdem fällt es mir persönlich schwer, mich dann auf das Wesentliche zu konzentrieren und nichts zu vergessen. In Ruhe – und vor allem in Serie – eingesprochen, ist es für mich die komfortablere Lösung.

Ergänzung: