Faszination ChatGPT, Beispiele für den Ethik- und Philosophieunterricht
Ich muss zugeben: ich bin sehr begeistert von den Möglichkeiten, die ChatGPT mitbringt. Meine Intention ist natürlich auch immer, wie ich solche sinnvoll, effizient und gewinnbringend im Ethikunterricht oder in der Vorbereitung einsetzen kann. Ich habe bereits einiges dazu gelesen und selbstverständlich auch ausprobiert. Hier meine ersten Ideen dazu, incl. einiger didaktischer Anregungen:
1. bekannte Werke / Figuren als Emojis
Möglichkeiten:
- Die Schülerinnen und Schüler überlegen erstmal allein oder zu zweit, welche Emojis sie verwenden würden und begründen ihre Überlegungen. (Evtl. kann man die Auswahl auch auf maximal 5 oder 10 einschränken). Anschließend werden die eigenen Vorschläge mit ChatGPT verglichen und überlegt, welche Auswahl sinnvoller ist.
- Etwas schwieriger wird es sein, die Werke / Figuren oder Personen anhand der Auswahl (zunächst ohne die mitgelieferte Erklärung) a) zuzuordnen (leichter) oder b) zu erraten.
2. Experteninterview
Über Twitter bin ich darauf gekommen, dass man ChatGPT auch eine Rolle zuweisen kann. Der Prompt dazu lautet: Du bist Immanuel Kant, behalte diese Rolle im gesamten Chat. Damit erreicht man, dass man dem imaginären Kant Beispielfälle und Dilemmata (Abtreibung, PID, …) vorlegen kann. Mit den Schülerinnen und Schülern kann beispielsweise geprüft werden, ob die Argumentation korrekt ist und wie sie aufgebaut ist.
Ein beliebter Einstieg ist es, am Anfang einer Einheit die Schülerinnen und Schüler Fragen zum Thema stellen zu lassen. Ich strukturiere dann meine Themen um diese Fragen drumrum. Aber alle werde ich nie beantworten können. Deshalb habe ich beim letzten Thema der Ethikgruppe Klasse 7 zu Medienethik die übrig gebliebenen Fragen von einem Schüler an ChatGPT stellen lassen. Ihm waren die Antworten zu lang, deshalb hat er an jeden Prompt bitte fasse dich kurz gehängt. Außerdem konnten so noch einige Begriffe geklärt werden, die bisher unklar blieben und nun wieder auftauchten (beispielsweise Algorithmen).
3. Erstellung von Dialogen
Prompt: Erstelle mir einen Sokratischen Dialog zu einem aktuellen Thema für Jugendliche. Zusätzlich war noch nötig: die Namen der Dialogteilnehmer anzupassen und ein paar kleinere Formulierungsänderungen.
Moderator: Wir werden heute über die Verwendung von Social Media diskutieren. Wie denkt ihr darüber? Ist Social Media gut oder schlecht für uns?
Daphne: Ich denke, Social Media kann gut sein, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben.
Kyros: Aber es gibt auch viele negative Aspekte. Zum Beispiel kann es süchtig machen und uns von der Realität ablenken.
Sokrates: Wie definieren wir, was gut und was schlecht ist?
Daphne: Nun, wenn wir Freude oder Glück empfinden, ist es gut.
Sokrates: Aber was ist, wenn das, was uns Freude oder Glück bringt, nicht gut für uns ist?
Kyros: Zum Beispiel kann das ständige Überprüfen von Social-Media-Updates uns kurzfristig Freude bereiten, aber es kann auch zu einer Sucht werden und uns langfristig schaden.
Sokrates: Aber wie können wir sicherstellen, dass wir nicht süchtig werden oder uns von der Realität ablenken lassen?
Daphne: Wir könnten uns bestimmte Zeiten für die Verwendung von Social Media setzen und uns selbst disziplinieren.
Sokrates: Aber was ist, wenn wir uns nicht selbst disziplinieren können?
Kyros: Vielleicht könnten wir Freunde oder Familienmitglieder um Hilfe bitten, um uns davon abzuhalten, zu viel Zeit auf Social Media zu verbringen.
Sokrates: Aber was ist, wenn Freunde oder Familie auch süchtig nach Social Media sind? Wie können sie uns helfen?
…
ChatGPT
4. Beispiele finden
Prompt: Gib mir Beispiele für strukturelle, psychische und physische Gewalt. Diese Beispiele können dann von der Gruppe zugeordnet werden. Damit könnte man auch leicht eine Learning App oder eine H5P-Übung erstellen.
5. Hilfe bei der Erstellung von Lernprodukten
Einige Unterrichtseinheiten schließe ich damit ab, dass die Lernenden ein Produkt erstellen sollen – beispielsweise einen Artikel oder ein Quiz für die Schülerzeitung, ein fiktives Interview, ein Challenge-Bingo, etc. Bei vielen dieser Aufgaben kann
Der Prompt für ein Challenge-Bingo lautete beispielsweise: Erstelle mir eine Challenge zum Umgang mit digitalen Medien für Jugendliche. Die Auswahl, was für diese sinnvoll sind, obliegt dann den Schüler*innen. Und beim Lesen der von ChatGPT genannten Beispiele fallen weitere eigene leichter ein.
6. Aufgaben für Klassenarbeiten / Tests
Auch bei Aufgaben für Klassenarbeiten oder Tests habe ich bereits auf ChatGPT zurück gegriffen. Die KI liefert mir Inspiration und auch Ideen, welche Art von Aufgaben ich verwenden könnte – Vergleiche, Aktualitätsbezug, etc. Ich muss natürlich trotzdem noch eine Auswahl treffen, auf die Anforderungsbereiche und die Komposition der Arbeit achten.
Genauso kann auch von Schülerinnen und Schülern Aufgaben zum Thema gestellt werden, die sie zur Vorbereitung selbstständig bearbeiten.
Manche Aufgaben erstelle ich auch mit Zuordnung – also der Begriff soll der richtigen Definition zugeordnet werden. Um nicht dieselbe Begriffserklärung zu nehmen, die wir im Unterricht benutzt haben, lasse ich eine Definition von ChatGPT erstellen.
Außerdem kann man natürlich eine Klassenarbeit incl. Erwartungshorizont erstellen lassen.
7. weitere Möglichkeiten (oder auch nicht) ganz kurz
- Liste von Philosophen, Nachfrage nach Philosophinnen, etc. (Thread, man dreht sich im Kreis)
- Wer bin ich?– Spiel mit ChatGPT – der dort angesprochene Prompt funktioniert leider nicht. ChatGPT scheint nur Immanuel Kant sein zu wollen. Wenn man den explizit ausschließt, ist es Aristoteles.
- Prompt-Engineering – Artikel von Regina Schulz
Was hast du schon ausprobiert? Was funktioniert gut, was nicht so? Schreibe es gern in die Kommentare 🙂