Künstliche Intelligenz – ein paar Gedanken und eine Verlosung (ZDPE 2/25)

Das aktuelle Heft der Zeitschrift für Didaktik der Philosophie und Ethik (ZDPE) heißt „Intelligenz“, alle Beiträge drehen sich aber um künstliche Intelligenz. Nun stellt sich die Frage, warum der Hefttitel so verkürzt wurde. Und was durch diese Reduzierung implizit mitgedacht ist. Was ist das Gegenteil von künstlicher Intelligenz? Menschliche? Natürliche? Nicht-technische?
Noch ein paar weitere Gedanken, naja, eher Fragen dazu….
Didaktisches, Methodisches
Wie setzen wir künstliche Intelligenz didaktisch sinnvoll ein?
Warum sollten wir sie (nicht) einsetzen?
Hast du konkrete Ideen, gute Texte, Debatten, Links für eine Umsetzung im Unterricht?
Welche Grundkompetenzen sollten Schüler*innen im Umgang mit KI erwerben?
Welche Lernziele kann man mit KI besonders gut erreichen?
Wie können wir Schülerinnen und Schüler befähigen, KI kritisch zu beurteilen, auch ohne allzuviel technisches Vorwissen?
Gibt es Prompts, Megaprompts, etc, die ihr bisher als hilfreich empfunden habt hinsichtlich didaktischer Potenziale?
Thematisches
Wie thematisieren wir künstliche Intelligenz im Ethikunterricht?
Welche ethischen Implikationen hat künstliche Intelligenz? Reichen die Theorien und Werkzeuge der Digitalen Ethik aus? Kommen wir mit deontologischer / teleologischer Ethik aus?
Decken unsere Fachkompetenzen (Urteilskompetenz, Orientierungskompetenz, Reflexionsfähigkeit, Textkompetenz, soziale Kompetenz, Interkulturelle Kompetenz und interdisziplinärer Methodenkompetenz) diese neuartige Herausforderung ab?
Klimaschaden, Diskriminierung, Rassismus, Manipulation, Transparenz, Privatsphäre, Machtverhältnisse etc – wie bringen wir die Risiken in den Unterricht ein, ohne Panik zu betreiben?
Wie verändert KI unser Selbstbild als Menschen, unser soziales Miteinander, unsere Kommunikation?
Sind Gefühle gegenüber KI problematisch?
Welche ethischen Standards sollten weltweit für KI gelten?
Wie kann KI vielleicht auch zur Lösung globaler Probleme beitragen?
Kennst du gute Links, Accounts, Podcasts, bei denen man sich informieren kann. Ich folge z.B. Prof. Alke Martens (@alkemartens), Professorin für praktische Informatik auf TikTok. Sie beschäftigt sich ganz oft mit ethischen Themen.
Verlosung

Ich habe auch schon einige Posts dazu geschrieben, diese verlinke ich hier unten drunter. Und für das aktuelle Heft 2/25 habe ich einen sehr kurzen Beitrage verfasst. Deshalb bekam ich vom Verlag fünf Exemplare zugeschickt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und diese 5 hier verlosen, denn natürlich habe ich das Heft auch abonniert, behalte also trotzdem eins. Es ist also eine unbeauftragte und unbezahlte Werbung für das Heft – es lohnt sich aber generell übrigens immer, in die Hefte rein zu lesen (das schrieb ich bereits). Allerdings habe ich keine unbegrenzten Regalmeter und die 5 zusätzlichen Hefte liegen ehrlicherweise nur rum.
Das musst du tun um eines der Hefte zu bekommen:
➡️ Kommentiere hier den Beitrag bis 15.9., 23:59 und beantworte eine der oben aufgeworfenen Fragen. Ich erwarte keine umfassenden, abschließenden Antworten. Ein Gedanke, eine Anregungen oder Ideen reicht völlig aus. Mehrere Kommentare erhöhen die Chancen. Ich versende aber nur ein Exemplar pro Person.
➡️ hinterlasse im entsprechenden Feld eine gültige Mailadresse, damit ich dich kontaktieren kann.
✅ das wars schon. Falls mehr als 5 Kommentare zusammen kommen, lose ich aus. Ich kontaktiere dann alle Gewinner per Mail und schicke die Hefte im September zu. Ich schicke wirklich die Hefte zu, ich werde nichts auszahlen.
Ich freue mich auf eure Kommentare!
Blogposts
- Werkstatt-Bericht: KI-Bilder im Ethikunterricht
- Essayschreiben-Üben mit KI, 3 Teile
- Beispiele für den Einsatz im Unterricht

Die Gefühle eines Individuums werden gegenüber der KI stärker, desto introvertierter die Person. Dem Menschen, als soziales Wesen wird im Netz der Medien immer mehr Handlungsfreiraum gegeben. Abhängig oder auch unabhängig von den möglichen Gefahren der Medien, ziehen sich die Menschen zurück und vermeiden verbale Kommunikation und Interaktion. Nähe und Distanz zur KI nur schwer zu identifizieren. Dennoch immer öfter die Aussage : Ich frage mal ChatGBT. Ich rede mit ihm. Er kennt meine Probleme…
Ich habe das Thema KI in Jahrgang 13 thematisiert. Da ging es u.a. um die Frage an die Schüler, wie sie reagieren würden, wenn ein Kumpel/ Freund von ihnen sagt, er hätte sich in einen Computer verliebt und nun eine virtuelle Freundin.
Da die Schüler durch ChatGPT schon Berührungspunkte mit KI haben, war es trotzdem spannend zu diskutieren, wie ihre Reaktion wäre.Die Bandbreite der Antworten war sehr groß. Einige meinten, sie würden das dem Kumpel nicht glauben, andere wären sprachlos und wieder andere würden versuchen den Kumpel zu überzeugen, dass dies keine echte Liebe sei. Es gab aber auch welche, die meinten, man könne in dieser Zeit die virtuelle Freundin einfach akzeptieren und als normal ansehen. Insgesamt sehr spannendes Beispiel, das uns dann zu der Frage geführt hat, ob KI Gefühle besitzt.
In einem anderen Unterricht haben wir darüber diskutiert, ob wir Menschen tatsächlich durch Roboter ersetzt werden können und ob insbesondere wir Lehrer ersetzbar sind. Also, man sieht, wir können mit einfachen Fragen zur KI spannende Diskussionen initiieren.
Warum sollten wir sie (nicht) einsetzen?
Künstliche Intelligenz – ja, aber …
Seit der Veröffentlichung von ChatGPT und vielen weiteren KI-Anwendungen im Jahr 2022 haben sich diese Technologien kontinuierlich weiterentwickelt, vor allem durch das Scaling Law und die damit wachsenden Modellgrößen sowie das darin gespeicherte Wissen.
Schülerinnen und Schüler sowie Studierende gehörten zu den Ersten, die das Potenzial dieser KI-Tools für sich entdeckten noch bevor viele Lehrkräfte überhaupt wussten, was ChatGPT eigentlich ist.
ChatGPT aus der Schule und der universitären Bildung zu verbannen, wäre in etwa so, wie den Taschenrechner in der Oberstufe zu verbieten. KI-Tools nicht in die Bildung zu integrieren, würde eines der wesentlichsten Ziele jedes Bildungssystems verfehlen: Lernende auf die reale Welt vorzubereiten eine Welt, die zunehmend von KI geprägt sein wird.
Allerdings kommt es auf die gezielte und richtige Anwendung an. Erste wissenschaftliche Belege dafür, dass es fatal sein kann, den gesamten Lernprozess an ChatGPT auszulagern, liefert das bekannte Paper des MIT:
„Your Brain on ChatGPT: Accumulation of Cognitive Debt when Using an AI Assistant for Essay Writing Tasks“
In dieser Arbeit untersuchten MIT-Forschende die kognitiven Auswirkungen der Verwendung von LLMs im Bildungsbereich anhand von Essay-Schreibaufgaben.
Sie fanden unter anderem heraus:
– Die LLM-Gruppe zeigte die geringste Gehirnaktivität.
– Die Aufsätze der LLM-Nutzer waren homogener.
– LLM-Nutzer hatten nur eine begrenzte Fähigkeit, ihre Quellen korrekt zu zitieren.
– Die Nutzung von LLMs förderte eine „metakognitive Trägheit“.
Diese Ergebnisse machen deutlich: Eine wiederholte, unreflektierte Nutzung von LLMs führt zu einer zunehmenden Abhängigkeit, einer „cognitive debt“, die es später erschwert, komplexe Aufgaben ohne KI-Hilfe zu bewältigen.
Trotzdem bleiben ChatGPT und ähnliche Modelle von anderen Firmen Werkzeuge und als solche müssen sie zielgerichtet und bewusst eingesetzt werden.
Die Kunst guter Bildung liegt nun darin, Lernenden die Methoden und Kompetenzen zu vermitteln, KI-Tools eigenständig und reflektiert in ihr Leben zu integrieren, ohne dabei ihre kognitiven Fähigkeiten vollständig auszulagern.
Am Ende bewegen wir uns auf einem Spektrum zwischen zwei Extremen:
Auf der einen Seite steht das vollständige Verbot und Ignorieren von KI-Tools. Auf der anderen Seite die komplette Auslagerung der eigenen Arbeit an solche Systeme ohne kritische Auseinandersetzung oder zusätzliche Informationsquellen.
Wie können wir Schülerinnen und Schüler befähigen, KI kritisch zu beurteilen, auch ohne allzuviel technisches Vorwissen?
Mir ist wichtig, dass die Lerngruppen KI nicht sinnlos zur „Beantwortung“ von Fragen nutzen, sondern sie als Ergänzung dafür verwenden können.
In meiner 7. Klasse hatte ich das Thema Verantwortung mit Umweltschutz eingeführt und dort auch die vier umweltethischen Positionen besprochen. Im weiteren Verlauf haben wir dann den Anthropozentrismus als rein menschenzentriert und auf Umweltebene ausbeuterisch bestimmt. Als Aufgabe haben die SuS bekommen eine „menschenzentrierte“ Welt zu gestalten, die den Planeten mit Verantwortung behandelt, sodass die Umwelt nicht ausgebeutet wird und der Mensch weiterhin eine Chance auf ein gutes Leben hat.
Ein weiterer Punkt ist für mich die freiwillige Nutzung von KI. Dementsprechend haben die SuS die Möglichkeit bekommen für ihre HA auch ein solches menschenzentriertes und zukunftsorientiertes Bild mit der Hilfe von KI zu gestalten. Einige der SuS haben das auch getan und es wunderbar genutzt (Auf Nachfrage hatten die meisten auch Unterstützung von Erziehungsberechtigten, was ich auch sehr positiv in diesem Alter finde). Die Aufgabe hat an dieser Stelle aber auch nicht geendet, sondern die inhaltliche Prüfung des Bildes (mit und ohne KI) war der zweite Teil der Hausaufgabe. Die Lernenden sollten begründen, wieso sie was gemacht haben. In der Stunde selbst haben wir die Bilder intensiv betrachtet und bei den KI-Ergebnissen noch einmal auf Besonderheiten geschaut (Z.B. Ein riesiges Eichhörnchen im KingKong Style an einem Hochhaus), welche die KI ergänzt hat. Wir haben in der allgemeinen Lerngruppe reflektiert, was da „schief gelaufen“ ist und wie wir bei einem weiteren Versuch damit umgehen könnten. Dabei haben auch die Lernenden etwas mitgenommen, die nicht mit KI gearbeitet haben und wir sind parallel noch beim Thema Verantwortung, Umweltschutz, Menschenzentriertheit und Ressourcenschonen geblieben.
Für mich war das ein schöner Einsatz von KI, der den Fokus nicht darauf lenkt, sondern diese sinnvoll einsetzt – selbst wenn es auch nur mal zum Ausprobieren war! 🙂
KI ist aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Es wird weiterentwickelt und nimmt eine enorme Rolle in unserem Leben ein. Menschen, die ChatGPT als Psychologen, als Lehrer*in, als Arzt*in, als Haushaltshilfe, als Freud*in, usw. nutzen. Und das tagtäglich.
Eine Bekannte meiner Freundin meinte, dass Sie niemanden mehr zum reden braucht, die KI ist für sie da und das ohne im Gegenzug etwas zu erwarten.
Auch wenn KI uns einiges im Alltag erleichtert, dürfen wir uns darin nicht verlieren.
Die sozialen Kontakte nehmen sowieso bereits immer mehr ab, worallem nach Corona. Man darf und soll sich nicht isolieren. Wir müssen reflektieren und kritisch damit umgehen können und das sollte das Ziel sein.
Auch die Sprache lässt immer mehr zu wünschen übrig. Erkennbar an der Rechtschreibung und Grammatik mancher SuS in der Oberstufe.
KI muss im Bildungsplan verankert sein. Ist es bereits teilweise, aber meiner Meinung nach, noch viel zu wenig.
KI oder LLM sind nicht mehr aus dem Schulleben wegzudenken. Die Schülerinnen und Schüler benutzen diese bereits nicht nur bei den Hausaufgaben, sondern auch während des Unterrichts. Während meines Praxissemesters habe ich genau zu diesem Thema geforscht und festgestellt, dass wir im Ethik- und Philosophieunterricht, den perfekt Raum für die kritische Auseinandersetzung mit KI bieten. Nicht nur wird es durch den Kernlehrplan bereits festgeschrieben, dass KI als Thema besprochen wird, sondern jetzt können wir genau das ausprobieren worüber wir sprechen. Die Nutzung der KI von Erstellung von Arbeitsmaterial bis hin zum „Sprachrohr der Philosophen und Philosophinnen“ erscheint mir sehr sinnvoll. Die SuS meiner Untersuchungsgruppe waren in der 9ten Klasse und hatten das Thema „Verantwortung und Freiheit“. Zu Beginn der Reihe erarbeiteten wir die Definitionen von diesen Begriffen und anschließend folgten die Positionen der Philosophen und Philosophinnen dazu. Die SuS erhielten zuerst Arbeitsblätter und es wurde über die Positionen ausgiebig gesprochen und zum Abschluss durften sie Fragen die aufgekommen sind, per Dialog mit der KI und dem ausgewählten Philosoph besprechen. Dafür erhielten sie einen einleitenden Prompt vorgegeben und durften daraufhin mit der KI/dem Philosophen chatten. Es war wichtig, dass die KI wusste in welcher Jahrgangsstufe, in welchem Fach und zu welchem Thema das Gespräch erfolgen sollte. Die SuS meldeten zurück, dass es ihnen viel spaß bereitet hatte. Zur Vorbereitung habe ich Materialien von „to teach ai“ verwendet.
Im Anschluss an die Reihe wurde darüber reflektiert, inwiefern KI eingesetzt werden darf im Philosophie-/Ethikunterricht und es wurde deutlich, dass es für die Abwechslung innerhalb des Unterrichts sorgen kann und je früher damit begonnen wird, auch die Skills/ Kompetenzen für die vernünftige und kritische Nutzung davon gefördert werden können. Im Fall der Untersuchung fördert es jedoch auch, dass die SchülerInnen ihre eigene Meinung äußern konnten, ohne das es lautstark sein musste und sie mit jemanden darüber für sich sprechen konnten.
Fazit: Der Umgang mit der KI/LLM sollte in allen Fächern mehr integriert werden und zielorientiert gefördert werden.
Kurz und knapp:
Ich denke künstliche Intelligenz, chatbots usw. transformieren sehr kurzfristig unsere Gesellschaft. Egal, ob man diese Veränderung positiv oder negativ bewertet, sind Kinder und Jugendliche diejenigen, die täglich und oftmals leichtfertig KI nutzen. Das Fach Praktische Philosophie bietet zahlreiche mögliche Zugänge zur Reflexion der KI Nutzung auch in der Unterstufe, welche dringend notwendig ist. Trotzdem sollte auch fächerübergreifend der Umgang und die sinnvolle Nutzung von KI thematisiert werden.
Ich bin momentan in Duisburg an einer Gesamtschule im Referendariat und plane eine Reihe zum Thema Künstliche Intelligenz. Bei den Einführungsstunden in das Thema ist mir bereits aufgefallen wie der Großteil meiner Schüler*innen in jeglicher Lebenslage auf KI Chatbots zurückgreifen und KI wertschätzen und nur wenige der KI gegenüberstehen.
Mein Ziel ist es den Schüler*innen verschiedene philosophische Blickwinkel auf KI aufzuzeigen.
Ich habe heute die Lose gebastelt und von meinen Kindern ziehen lassen. Ich melde mich bei euch.
viele Grüße,
Mandy